Ilka Groenewold ist Transalpine Run Finisher

Ilka Groenewold mit Plogging auf der Altonale in Hamburg

Ilka Groenewold ist Transalpine Run Finisher

Make every minute count, if you can´t run, walk – if a walk is to fast, do it slower, whatever, make forward progress and repeat, every minute. Physical strength will get you to the Start Line, but mental strength will get you to the finish line.“

(Neil Rhodes, best friends with the Transalpine Run family)

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Der TRANSALPINE RUN ist eines der härtesten und zugleich spektakulärsten Trailrun-Events der Welt. 300 Teams brachen am 31. August 2019 auf der Westroute von Oberstdorf zu einem der letzten großen Abenteuer, der Alpenüberquerung zu Fuß. Danach ging es in acht Tagen durch Österreich und die Schweiz nach Italien. Das Finale war dann acht Tage später am 7. September 2019 in Sulden am Ortler.

Und ich bin/ war mit dabei und bin Finisher des Transalpine Runs 2019. Nur wie kommt man nur auf so eine verrückte Idee in acht Tagen die Alpen mit ca. 16.400 Höhenmeter (ich spreche jetzt nur von den Höhenmeter bergauf, es ging natürlich auch so einige tauschen Höhenmeter bergab) zu bezwingen. Bisher kannte ich nur Hannibal, der im Herbst 218 v. Chr. während des Zweiten Punischen Krieges die Alpen überquerte. Zugegeben war seine Route ein wenig anders.

Zurück zu mir. Wer mich kennt, weiß, ich liebe Herausforderungen und setze mir gerne Ziele. Als ich Ende März beim asics Frontrunner Treffen in Neuss war und ich mehr über die Hintergründe der mentalen Leistung beim Transalpine Run von Coach Daniela aus unserem Team erfuhr und gleichzeitig die beeindruckenden Bilder des TAR (Abkürzung für Transalpine Run) sah, hatte ich Blut geleckt und wollte dieses Abenteuer auch 2019 erleben. Schon länger spielte ich mit dem Gedanken, denn ich kenne die Organisatoren Uta und Heinrich Albrecht seit Jahren. 2019 sollte der Traum wahr werden. Ich wollte es wissen und die Herausforderung annehmen, an meine Grenzen kommen und Neues ausprobieren. Der Transalpine Run fand 2019 zum 15. Mal statt. Sicherlich hatte ich die Jahre zuvor mit dem Gedanken gespielt dabei zu sein, da dieses Event immer Anfang September in meiner Hauptphase der Selbständigkeit stattfindet, hatte ich mir den Gedanken dabei zu sein, schnell aus dem Kopf geschlagen. Dieses Jahr ist mir das Laufevent wichtiger und ich machte im April Nägel mit Köpfen und meldete mich zum Event an.

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Transalpine 2019: checking in
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Die Vorbereitung

Der Termin war fest im Kalender eingetragen, doch ein geeigneter Teampartner fehlte. Ich ging im April auf die Suche was sich anfangs als komplizierter als erwartet herauskristallisierte. Die meisten wollten entweder 2020 dabei sein, oder waren schon anderweitig mit Laufevents ausgelastet. Durch eine Empfehlung von Sandra Mastropietro (Autorin des Buches Transalpine Run) und Sebastian Hallmann bin ich auf Geo Iacobescu gestoßen. Er finishte bereits 2016 erfolgreich mit Cindy den Transalpine Run. Ich fragte ihn, ob er Lust hat, mit mir diesen Weg zu gehen. Da er meine Jakobswegvideos kannte und somit auch mich, sagte er sofort zu. Das Team für den Transalpine Run 2019 stand fest: Rennmäuse! Wieso man als Team startet? Die Sicherheit wird beim TAR sehr groß geschrieben und da einer Alpenüberquerung nicht ganz ungefährlich ist, ist es immer wichtig, einen Partner mit Erste-Hilfe Set etc. an seiner Seite zu haben. Außerdem ist es im Gegensatz zu einem Straßenmarathon ein Team-Event. Man beißt sich gemeinsam durch und ist füreinander da – in Guten wie in Schlechten Zeiten;-).

Tja, jetzt fehlte nur noch das Training. Wie soll ich mich bitteschön auf 16.400 Höhenmeter in Hamburg vorbereiten? Gut, ich kann Bergsprints, Training in den Harburger Bergen und ähnliches absolvieren. Das Training in 2.800-3.000 Meter Höhe kann ich mir allerdings im hohen Nord abschminken. Meine Devise lautete an dieser Stelle: „Ilka, bringe dich gesund an die Startlinie und versuche bis dahin Muskeln aufzubauen!“ Und genau dies tat ich. Ich rannte mehrmals wöchentlich 14-21 Kilometer mit meinem Hund Yoda und Freunden um die Alster, um eine gute Kondition zu schaffen bzw. zu halten und ging „pumpen“ – wie man das so schön nennt, für die Muskeln. Es war sicherlich nicht die optimale Vorbereitung. Doch ich mache lieber weniger und bin fit, anstatt, dass ich mich übertrainiere und im Vorwege vor dem Wettkampf noch eine Verletzung mit mir „rumschleppe“. Letztendlich muss diese Entscheidung jeder für sich selbst treffen.

„Wie komme ich am besten den Berg hinan? Steig nur hinauf und denk nicht dran“ (Friedrich Nietzsche).

2 Wochen vor dem TAR

So langsam machte sich die Aufregung bemerkbar. Geo und ich buchten die Hotels sowie fünf Tage Camp (das Camp startete ab dem 3 Tag beim Transalp). Die Anreise zum Startpunkt nach Oberstdorf hatte ich schon Wochen zuvor gebucht. Die Rückreise sowie weitere Hotelübernachtungen buchten wir spontan während des Transalpine Runs.

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31. August

Morgens früh um 5 Uhr startete meine Reise in Hamburg. Schon am Nachmittag gegen 15 Uhr kam ich in Oberstdorf an. Ein paar Stationen vor Oberstdorf traf ich dann meinen Team Kollegen Geo, der von München aus anreiste. Wir holten gemeinsam unsere Startunterlagen ab, begrüßten Laufkollegen – ja, solche Veranstaltungen sind immer wie ein Klassentreffen;-) – und gingen zur legendären Pasta Party. Eine Pasta Party muss man sich so vorstellen: Hungrige Mäuler treffen aufeinander, jeder füllt sich den Teller so voll es geht und sichert sich die dreifache Portion Nachspeise – in der Hoffnung davon satt zu werden. Würde man sich zunächst nur die Hauptspeise nehmen und danach noch einmal zum Büffet gehen, ist die Gefahr groß, dass das Nachspeise Büffet bereits leer gefegt ist. Ja, wir Läufer können ordentlich reinhauen! Jetzt ist es mal offiziell gesagt.

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Nach der Pasta Party folgte das Race Briefing durch Renndirektor Martin. Dieses Briefing ist eine Art Pflichtveranstaltung, denn dort werden Herausforderungen auf der Strecke (zum Beispiel Zerstörung durch Gewitter, Blitz und Donner) bekannt gegeben. Das Briefing findet täglich während der Pasta Party statt und gibt zusätzlich Infos zu den Wetterverhältnissen etc. Darüber hinaus gibt es jeden Abend eine Siegerehrung der ersten drei in der jeweiligen Kategorie. Gut, da hatten wir – Geo und ich – uns nicht gesehen. Wir wollten sicher und „langsam“ ins Ziel“

Die Renntaktik

Bevor man ein solches Rennen als Team auf sich nimmt, sollte man sich über die Stärken und Schwächen des anderen (bezogen auf die körperliche Fitness) im klaren sein und eine Art „Taktik-Plan“ aufstellen. Da ich in Sachen Trail unerfahren war, übernahm Geo die Planung. Sein Plan, morgens nach dem Start auf dem Asphalt Gas geben, um sich ein wenig Vorsprung aufzubauen, um auch nicht in eine Art Stau zu geraten und um am Ende Luft zu haben, damit wir im besten Fall „gehen“ statt „laufen“ können. Wieso man einen solchen Plan braucht? Es gibt jeden Tag 2-3 Cut-Off Zeiten / Points. Die sind an den Verpflegungsstellen, wo wir Läufer uns stärken. Halten wir die Zeitlimits nicht ein und sind zu spät dort, sind wir raus aus dem Rennen. Gerade für Neulinge oder unerfahrene Trail Läufer ist es wichtig, die Zeit im Blick zu haben. Unser Ziel war immer mindestens 30 Minuten vor Cut-Off die Zeitmessung passiert zu haben. Das haben wir auch immer geschafft. Teilweise sogar 60-90 Minuten vorher. Ist man erst einmal locker über die 2. Und 3. Zeitmessung rüber, hat man meist Luft nach hinten, sodass man nicht mehr hetzen muss, sondern in Ruhe „pilgern“ kann. Apropro pilgern. Für bergauf und bergab empfehle ich die Leki Stöcker. Ähnlich wie beim Pilgern werden die Läufer beim Trailrunning durch Stöcker unterstützt. Das spart wirklich an Kraft in den Beinen! Neben den Stöckern gibt es eine Pflichtausrüstung (mehr dazu erfahrt ihr auf der Transalpine Run Seite), die jeden Tag gecheckt wird. Es ist Pflicht im Team ein Erste-Hilfe Set bei sich zu haben. Jeder Läufer hat zusätzlich einen Rucksack im besten Fall mit Trinkblase mit einer Wasserversorgung von 1-1,5 Liter dabei sowie Kleidungsstücke, die komplett den Körper bedecken (lange Hose, Jacke, Handschuhe, Mütze etc.). In manchen Orten wie in der Schweiz oder Italien ist es zusätzlich Pflicht einen Ausweis dabei zu haben. Zusätzlich sollte das Handy mit der Notfall Nummer (diese wird am 1. Abend mitgeteilt) mitgeführt werden. Außerdem ist die Karte über den Streckenverlauf mitzuführen. Es empfiehlt sich Gels zur Stärkung zwischen den Verpflegungsstellen mitzunehmen. Diese müssen spätestens am Morgen beim Check mit der Startnummer beschriftet werden. Falls die Verpackung auf der Strecke gefunden wird, kann es zur Disqualifikation beim Rennen führen. Die Veranstalter möchten die Natur schützen, nachhaltig sein und sind diesbezüglich sehr strikt. Auch gibt es an den Verpflegungsstellen keine Becher. Diese sind selbst mitzuführen.

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Transalpine Runner 2019: day 1 a runner view

 

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1. Tag

Es ging um 9 Uhr in Oberstdorf los. Das Zeitlimit war um 17:30 in Lech am Arlberg. Dazwischen lagen zwei VPS (Verpflegungsstellen). 39,4 Kilometer lagen vor uns, es ging 2.343 Meter hoch und 2.714 Meter runter. Ehrlich gesagt, denke ich bei solchen Rennen nicht darüber nach wie hoch das wirklich ist und was ich leisten muss. Einfach machen trifft meine Einstellung und ist eine gute mentale Voraussetzung für ein solches Vorhaben. Das Wetter war traumhaft schön, sodass ich jede Minute dieses Tages genossen habe. Jetzt eine Woche später kann ich gar nicht in Worte fassen was uns alles wunderbares widerfahren ist, aber ich habe ja zum Glück mein Handy dabei gehabt und hier ein paar Impressionen für euch;-).

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2. Tag

Wir starteten um 8 in Österreich in Lech am Arlberg. Die Distanz betrug 27,7 Kilometer. Es ging 1.787 Meter hoch und 1.919 Meter runter. Das Ziel war St. Anton am Arlberg. Damit wir für den zweiten Tag fit waren, machten wir am 2. abends Faszientraining mit blackroll orange. Das war wirklich hilfreich. Die Muskulatur war locker und so fiel der lange Anstieg auch nicht schwer. Schnell kristallisierte sich heraus, geht es bergauf mache ich unserem Teamnamen alle Ehre. Schwuppdiwupp bin ich ohne Keuchen oben auf dem Berg. Manchmal hörte ich noch nicht einmal, ob ich atme. Allerdings halte ich meinen Teamkollegen Geo beim downhill ab. Sieht er schon drei Steine weiter, war ich noch damit beschäftigt zu schauen, was genau vor mir liegt. Denn vor zwei Dingen hatte ich „Angst“. 1. Eine Verletzung durch umknicken oder 2. Vor eine Überanstrengungen. Meist sind es Knieprobleme, die die Läufer aus dem Rennen kicken. Das wollte ich mir ersparen. Daher lieber sicher und langsam runter. Wie oben beschrieben wird der Team-Gedanke groß geschrieben. Wir dürfen als Team daher maximal zwei Minuten auseinander liegen. Längere Zeiten führen im Zweifelsfall zur Disqualifizierung. So wartete ich uphill auf Geo und er downhill auf mich.

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3. Tag

Wir machten uns von St. Anton am Arlberg auf nach Landeck – unserer letzten Station in Österreich. 39,2 Kilometer mit 1.968 Höhenmeter und 2.479 Meter downhill warteten auf uns. Die Zeitlimits und VPS lagen bei 10:15, 13:30 und 15:00. Aufgrund des schlechten Wetters in den Morgenstunden wurde der Start von 7 auf 9 Uhr verschoben, wodurch sich auch die VPS Cut-off Zeiten änderten.

Erstmals beschlossen Geo und ich die Nacht im sogenannten CAMP zu verbringen. Ein Angebot vom Veranstalter, welches fünf Tage für 100 € (inklusive Frühstück) während des TAR genutzt werden kann. Grundsätzlich finde ich Herbergen etc. lustig, doch beim TAR war es alles andere als lustig. Das Wasser in der Dusche war eiskalt und leider kehrte im Camp keine Ruhe ein, so dass wir maximal 30 Minuten am Stück schliefen. Von dem Moment an boykottierten wir das Camp und buchten ein Hotelzimmer. Ich glaube, die Regeneration und Ruhe in der Nacht sind für die Leistungsfähigkeit auf dem Transalpine Run das A und O. Um am 3. Tag dennoch warm duschen zu können rannte ich durch ganz St. Anton und fand keine Duschmöglichkeit weit und breit… bis ich an einem Haus vorbeikam, eine Familie davor stand und ich fragte: „Gibt es in diesem …. Dorf keine öffentliche Dusche? Kein Schwimmbad?“ Die Familie beschloss kurzerhand, dass ich doch bei Ihnen duschen könnte. Gesagt, getan. Es war ein herrliches Bad und die Familie äußerst gastfreundlich. Als ich als Dankeschön 10 € geben wollte, lehnten Sie ab und sagten nur „das machen wir gerne, reden sie bitte nur nicht schlecht über die Türken“ (es war eine türkische Familie). Ich versicherte, dass wir das nicht tun! Frisch geduscht und glücklich konnte ich also zur Pasta Party und zum darauf folgenden Race Briefing für den 4. Tag.

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Transalpine run 2019: day 4
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4. Tag

Von Landeck in Österreich ging es in das 46,3 Kilometer entfernte Örtchen Samnaun in der Schweiz. Der Tag 4 ist die längste Distanz auf der 8-tägigen Alpenüberquerung und zugleich auch eine der Anspruchsvollsten gewesen, denn es ging 2.895 Meter rauf und 1.868 Meter runter. Das Wetter war traumhaft! Ein perfekter Tag fürs Trailrunning und ideal, um ordentlich Höhenmeter zu machen. Und so langsam hat man den Modus raus, welche Muskeln wann gebraucht werden und wie der Wechsel vom Pilgermodus in den Laufmodus funktioniert. An dieser Stelle sei noch einmal angemerkt, dass die Stöcker eine große Kraftersparnis sind.

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5. Tag

Der 5. Tag wurde anlässlich der 15-jährigen Transalpine Run Jubiläums zu einem „Ruhetag“ berufen. Was das bedeutet? Der Tag wurde mit einem Bergsprint verbracht: 834 Höhenmeter auf einer Distanz von 7,8 Kilometern. Der Tag diente der Erholung, um für den 2. Teil des Transalpine Runs topfit zu sein! An diesem Tag spielte die Geschwindigkeit allerdings keine Rolle. Dennoch wollte der Veranstalter denjenigen eine Chance geben, die sonst nicht zu den Tagessiegern gehören. Gestartet wurde daher in umgekehrter Reihenfolge. Der schnellste startete somit zuletzt. Das Ziel war dann oben auf dem Berg die Skihütte, in der anschließend ordentlich gefeiert wurde.

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6. Tag

Nach dem „Erholungstag“ machten wir uns von Samnaun auf den Weg nach Scuol in der Schweiz. Auf den 40,5 Kilometern erwarteten uns 2.775 Meter bergauf und 2.886 Meter bergab. Das Zeitlimit betrug 18 Uhr. Der Start war um 8 Uhr. Aus meiner Sicht war dies der härteste Tag während des Transalpine Runs. Denn oben auf dem letzten Anstieg vor der VP3 hagelte es. Renndirektor Martin empfing uns und rat uns schnell aus dem Gelände raus zu kommen. Wir kamen völlig durchnässt bei VP3 an. Von dort waren es noch 8-9 Kilometer bis ins Ziel. An VP3 beschloss ich, alles was ich in meinem Rucksack an Kleidungsstücken dabei hatte, anzuziehen. Die lange Hose, die Handschuhe etc. Meine Hände zitterten so sehr, dass Geo mir auch seine Handschuhe gab. Das war Gold wert. Ein Tipp an alle, die in eine ähnliche Situation bei einem Wettkampf oder auch im Training geraten: Stehenbleiben ist keine Option! Wer schnell wieder in Bewegung kommt – und das sind wir nach einer kurzen Stärkung – wird schnell wieder „warm“. Durchbeißen war also für ein paar Minuten angesagt. Munter und durchnässt kamen wir auch an Tag 6 ins Ziel!

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7. Tag

Es ging auf von Scuol in der Schweiz nach Prad am Stilfserjoch in Italien. Die 2. längste Strecke mit 44,9 Kilometern lag vor uns. Heute ging es 1.698 Meter bergauf und 1.989 Meter bergab. Nachdem wir die ersten Tage auf dem Transalpine Run fast aufgrund der Sonneneinstrahlung einen Sonnenbrand bekommen hatten, folgte nun nach einer hageligen Angelegenheit am vorherigen Tag erneut einen regenreicher Tag. So langsam gewöhnte sich der Körper an die Umstände. Die Veranstalter sprachen von „winterlichen Bedingungen“. Doch schlimmer als Hagel oben auf 2.900 Meter Höhe kann es nicht kommen. Und es kam auch nicht dazu. Wir boxten uns durch die 44.9 Kilometer und glaubten fest, dass wir die zwei letzten Tage auch schaffen werden, Man ist dem Ziel so nah! Und das war ein unglaublich schönes Gefühl! Und der Kampfgeist war 100% da! Auch, wenn es oben an der VP2 viele Tränen gab´- alleine zwei Personen sind innerhalb von fünf Minuten aus dem Rennen aufgrund von Beschwerden in Kombination mit der Wetterlage ausgestiegen! Da meine einzige Sorge das Wetter war, machte ich Geo an der VP2 Druck, dass wir schnell weiter müssen, denn meine Hände und der Kiefer zitterten wieder. Dieses Mal fiel es auch den fleißigen Helfern auf;-). Ich entgegnete, naja, ich muss mich halt bewegen und das Wetter ist normalerweise für einen Ostfriesen kein Problem. Auch, wenn wir noch mehr als neun Kilometer vor uns hatten, war aufgeben, stehenbleiben oder ähnliches keine Option. Geo machte das Wetter augenscheinlich nichts. Männer sind da, glaube ich, nicht so empfänglich für. Und auch an diesem Tag zeigte sich, nur die harten kommen in den Garten! Mit Respekt vor dem Untergrund, der sehr „rutschig“ und „nass“ war, und einem Willen kamen wir sicher und glücklich ins Ziel! Ein Vorteil hatte das schlechte Wetter an Tag 6 und Tag 7. Während wir sonst immer am Ende des Tages die letzten 6-9 Kilometer „gepilgert“ sind, um Kraft zu sparen, sind wir nun schnell unterwegs gewesen – im Laufmodus. Und so katapultierte sich das Team Rennmäuse auch in den Ranglisten des TAR zwar nicht an die Spitze, aber weiter nach oben: Platz 29 lag nun lange hinter uns. Es ging auf Platz 24 in der Kategorie MIXED. Das Ziel war es zumindest „vorletzter“ der Kategorie zu sein. Dieses Ziel war übrigens auch von anderen Trailrunnern angepeilt und somit gab´ es dann doch in der einen oder anderen Kategorie eine Art „Konkurrenzdruck“. Das Team Rennmäuse fuhr dennoch weiter seine Strategie „sicher ankommen“, denn am Ende fragt uns niemand nach der Zeit beim Transalpine Run 2019. Alleine das Finishen ist eine großartige Leistung! Und den Körper über acht Tage lang richtig einzuschätzen, welche Leistung er Tag für Tag abrufen kann!

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Transalpine run 2019: day 7
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8. Tag

FINALE! Wir starteten in Prad am Stilferjoch und liefen 28 Kilometer nach Sulden am Ortler in Italien. Aufgrund des Neuschnees kam es einer neuen Streckenführung, die 3-4 Kilometer kürzer war. Dennoch ging es ca. 2.200 Meter hoch und 1.655 Meter runter. Die Cut-off Zeiten wurden aufgrund der Wetterlage und der Streckenänderung gestrichen. Denn wer 7 Tage gekämpft hat, sollte nun sein Finale – den Zieleinlauf – erleben. Nach den zwei Schlechtwettertagen waren wir nun bestens auf den letzten Tag vorbereitet. Dieses Mal hatte ich sogar statt zwei Jacken noch zusätzlich einen Windbreaker dabei. Ich war auf alles vorbereitet – sogar auf Schneesturm;-). Doch das Glück war mit uns. Wie so häufig im Leben. Wir hatten keinen Regen und das Schlechtwetter-Outfit konnte getrost im Rucksack bleiben! Chapeau! Auch die Beschaffenheit des Bodens war nach den Regentagen in Ordnung – mal trocken, mal ein wenig rutschig. Doch nach 7 Trailtagen weiß man an Tag 8 mit jeder Bodenbeschaffenheit umzugehen. An einem solchen Tag lässt man die Tage gerne Revue passieren und ich kann festhalten, dass ein TAR wie das Leben ist. Es gibt Höhen und Tiefen, es gibt gutes und schlechtes Wetter, es gibt gute und schlechte Laune – es ist alles dabei und das ist gut so!

 

Nach dem Finish durfte es einmal ordentlich gefeiert werden. Wer laufen kann, kann auch feiern;-). Das war übrigens die Devise der meisten Trail-Läufer. Die Tanzfläche wurde nach der Siegerehrung und der legendären Finisher Shirt Ausgabe im Sturm erobert und von müden Beinen war keine Spur. Es war der perfekte Abschluss einer wunderbaren Woche! Und für so manch einen war die Nacht lange … bis 2:30!

urkunde transalpine run 2019

Der Tag danach …

Ich kann es immer noch nicht realisieren, was ich da eigentlich acht Tage lang gemacht habe. Ich trage einen Stolz in mir und spüre, dass ich weiter an innerer Stärke gewonnen habe. Ich schwelge in Erinnerungen und freue mich schon auf das nächste Abenteuer.

An dieser Stelle möchte ich DANKE sagen! DANKE an PlanB Event für die perfekte Organisation des Transalpine Run! Ein besonderer Dank geht an Uta und Heinrich von PlanB Event sowie an Martin – unseren Race Direktor. Danke an Geo aus unserem Team Rennmäuse. Du hast mich mit der richtigen Taktik ins Ziel gebracht! Wir sind zusammengeschweißt und zum Dreamteam des TAR geworden. DANKE!

Ich danke meinem Mann, meiner Familie, Freunden und Bekannten für den Support.

Danke an Cerascreen, die mich tatkräftig beim TAR unterstützt haben.

Außerdem danke ich Campz, LEKI, asics sowie Sziols.

Wer weitere Eindrücke vom Transalpine Run haben möchte, findet auf Geo´s Youtube Channel von jedem Tag einen Clip.

Und wer jetzt sagt, hey, ich habe Lust bekommen und möchte 2020 an der Startlinie stehen, der kann sich hier anmelden.

Gestartet wird immer im 2er-Team. Ich wünsche euch an dieser Stelle viel Erfolg und ein unglaubliches Erlebnis!

Abschließen möchte ich mit einem Zitat vom Bergsteiger Peter Habeler: „Ich gehe auf einen Gipfel, und wenn ich wieder herunterkomme, bin ich ein anderer Mensch.“

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